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Eigentlich habe ich nicht einmal dazu Zeit - die letzten dreizehn Jahre, die ich in dieser Wohnung lebte, die vergangenen fast sechzehn Jahre, die ich in diesem Haus und dieser Stadt verbrachte, Revue passieren zu lassen. Aber ich nehme sie mir. Die Zeit dazu.
Nur so geht das.
Wenn ich in wenigen Tagen mit dem schrittweisen Auszug beginne, dann verlasse ich diesen Ort mit Wehmut und gleichzeitig einem Gefühl von: an dieser Stelle ist es jetzt genug gewesen.
Wehmut, weil ich diese Wohnung tatsächlich mag, auch wenn sie eigentlich zu klein ist, aber irgendwie passte das eben auch. Wer sich verloren fühlt, braucht keine fünf leeren Räume um sich herum.
Wehmut aber vor allem, weil meine Jugend in Gesundheit und Erscheinung vorbei ist.
Wenn man die Fotos betrachtet, auf denen ich knapp dreißig bin, doch jünger wirke, was sowohl den Genen, als auch meinem Wesen entspricht, dann befällt sie mich, diese Trauer.
Warum musste mich das Leben so hart anfassen, so lange so allein lassen, dass die Gesundheit auf der Strecke blieb, Schönheit und Jugend ungeliebt vergingen und nun dem Alter entgegensehen?
Ich war doch liebenswert, freundlich, fleißig und trotzdem hat es zu nichts gereicht.
Genug allein erziehende Mütter und Väter finden einen neuen Partner, beenden ihr Studium und gehen einem auskömmlichen Job nach, haben ihr Leben gefunden.
Ich habe es verloren.
So fühlt es sich an. Ich habe nicht genug an die Endlichkeit meiner Ressourcen gedacht.
Vielleicht ist dies nun die Quittung dafür.
Ich habe mich verbraucht, um das Studium zu schaffen, das Kind großzuziehen, dem Geldverdienen nachzugehen und nebenbei und irgendwie noch so etwas wie Beziehungen jedweder Art zu etablieren.
Mich verbraucht im Widerstand gegen das immer dräuende Scheitern.
Im Beweisen des doch-Könnens.
Im Hoffen auf Besserung.
Du hast Dir die falschen Menschen ausgesucht.
Das ist der häufigste Vorwurf in meine Richtung.
Die Spinner, die Künstler, die Egomanen, den spinnertkünstlerischegomanen Ausländer.
Die falschen Menschen.
Vielleicht waren sie zur Patchwork/Familien/neu/gründung nicht geeignet.
Aber es gab von ihnen Anderes, das mich zumindest in kleinem Maßstab unterstützte.
Meine Lieb/en/schaften - niemals nach dem Beruf oder dem Portemonnaie ausgesucht.
Niemals nach Staatsangehörigkeit oder Alter oder Genderzugehörigkeit.
Sondern nach Gefallen am Sein des Anderen.
Manchmal denke ich, es sollte so sein, soviel massiv Ungutes, das sich nacheinander über Jahre hinweg die Klinke in die Hand gab, das aus den verschiedensten Ecken kam, dass ich mit dem Aufkehren der Scherben irgendwann nicht mehr hinterherkam. Soviel Ungutes, das mich nur noch auf einen Weg brachte, nur noch hin zu mir selber.
Das klingt besser, als es sich anfühlt.
Auf die Anzeige, die ich aufgab, um neuen Menschen am neuen Ort zu begegnen und neue Kontakte zu schließen, meldete sich unter anderem eine Frau von Anfang Fünfzig, die sich als jemand beschrieb, der weder so aussähe, noch sich so fühle, sondern ein aktives Leben führe, das nun zum Skifahren aufbräche.
Ich schrieb ihr heute, dass ich vermutlich nicht die passende Begleitung in dieser vita vitale sei, wie und ob sie darauf antwortet, interessiert mich eher aus anthropologischen Gesichtspunkten. Das, was ich zu bieten habe, hat mit klassischer Freizeitgestaltung nach 16 h sehr wenig bis fast gar nichts zu tun.
Wenn ich also aus einem relativ verbreiteten Muster herausfalle, schon seit langem, damals durch kiebige Eltern, später durch alles andere, - was habe ich denn dann noch für Möglichkeiten, außer "die Spinner", die sich möglicherweise auch nicht auf Alpengletscher stürzen, kennen- und vielleicht lieben zu lernen?
Oder eben auch nicht, wie die Frau vom Gasometernichtdate, die mich dadurch und durch andere Merkwürdigkeiten eher verschreckte.
Und so war es eigentlich immer in den letzten Jahren.
Ich habe eine Idee von etwas, setze mich und die Dinge in Bewegung, um sie umzusetzen und dann - klappt es doch nicht. Nach dem x-ten TryANDError ist dann auch bei der optimistischsten Natur der Akku alle.
Oder sie kann einfach warten.
Geschehen lassen.
Geduld haben.
Mein roter Faden für 2015.
Und eine gute Idee.
Die trägt.
Die mich beruhigt.
Die mich langsam hier heraus geleitet.
Die das, was jetzt nötig ist, finden lässt.
Die das Schritt für Schritt Gehen begleitet.
Und das Abschließen im Frieden ermöglicht.
Und ein ruhiges Ankommen.
Am neuen Ort.
Die Bilder von mir, meinem Kind und meiner zweiten Mama, der ich einen guten Start in mein russisches Leben mit 19 verdanke, vor allem aber das Erlernen der russischen Sprache, auf dem Bild noch einmal vereint nach zehn Jahren, und die ich seitdem nicht mehr gesehen habe, alle noch auf Fotopapier und analog geknipst, sind von September 2001 bis Juli 2002 entstanden.
Nur so geht das.
Wenn ich in wenigen Tagen mit dem schrittweisen Auszug beginne, dann verlasse ich diesen Ort mit Wehmut und gleichzeitig einem Gefühl von: an dieser Stelle ist es jetzt genug gewesen.
Wehmut, weil ich diese Wohnung tatsächlich mag, auch wenn sie eigentlich zu klein ist, aber irgendwie passte das eben auch. Wer sich verloren fühlt, braucht keine fünf leeren Räume um sich herum.
Wehmut aber vor allem, weil meine Jugend in Gesundheit und Erscheinung vorbei ist.
Wenn man die Fotos betrachtet, auf denen ich knapp dreißig bin, doch jünger wirke, was sowohl den Genen, als auch meinem Wesen entspricht, dann befällt sie mich, diese Trauer.
Warum musste mich das Leben so hart anfassen, so lange so allein lassen, dass die Gesundheit auf der Strecke blieb, Schönheit und Jugend ungeliebt vergingen und nun dem Alter entgegensehen?
Ich war doch liebenswert, freundlich, fleißig und trotzdem hat es zu nichts gereicht.
Genug allein erziehende Mütter und Väter finden einen neuen Partner, beenden ihr Studium und gehen einem auskömmlichen Job nach, haben ihr Leben gefunden.
Ich habe es verloren.
So fühlt es sich an. Ich habe nicht genug an die Endlichkeit meiner Ressourcen gedacht.
Vielleicht ist dies nun die Quittung dafür.
Ich habe mich verbraucht, um das Studium zu schaffen, das Kind großzuziehen, dem Geldverdienen nachzugehen und nebenbei und irgendwie noch so etwas wie Beziehungen jedweder Art zu etablieren.
Mich verbraucht im Widerstand gegen das immer dräuende Scheitern.
Im Beweisen des doch-Könnens.
Im Hoffen auf Besserung.
Du hast Dir die falschen Menschen ausgesucht.
Das ist der häufigste Vorwurf in meine Richtung.
Die Spinner, die Künstler, die Egomanen, den spinnertkünstlerischegomanen Ausländer.
Die falschen Menschen.
Vielleicht waren sie zur Patchwork/Familien/neu/gründung nicht geeignet.
Aber es gab von ihnen Anderes, das mich zumindest in kleinem Maßstab unterstützte.
Meine Lieb/en/schaften - niemals nach dem Beruf oder dem Portemonnaie ausgesucht.
Niemals nach Staatsangehörigkeit oder Alter oder Genderzugehörigkeit.
Sondern nach Gefallen am Sein des Anderen.
Manchmal denke ich, es sollte so sein, soviel massiv Ungutes, das sich nacheinander über Jahre hinweg die Klinke in die Hand gab, das aus den verschiedensten Ecken kam, dass ich mit dem Aufkehren der Scherben irgendwann nicht mehr hinterherkam. Soviel Ungutes, das mich nur noch auf einen Weg brachte, nur noch hin zu mir selber.
Das klingt besser, als es sich anfühlt.
Auf die Anzeige, die ich aufgab, um neuen Menschen am neuen Ort zu begegnen und neue Kontakte zu schließen, meldete sich unter anderem eine Frau von Anfang Fünfzig, die sich als jemand beschrieb, der weder so aussähe, noch sich so fühle, sondern ein aktives Leben führe, das nun zum Skifahren aufbräche.
Ich schrieb ihr heute, dass ich vermutlich nicht die passende Begleitung in dieser vita vitale sei, wie und ob sie darauf antwortet, interessiert mich eher aus anthropologischen Gesichtspunkten. Das, was ich zu bieten habe, hat mit klassischer Freizeitgestaltung nach 16 h sehr wenig bis fast gar nichts zu tun.
Wenn ich also aus einem relativ verbreiteten Muster herausfalle, schon seit langem, damals durch kiebige Eltern, später durch alles andere, - was habe ich denn dann noch für Möglichkeiten, außer "die Spinner", die sich möglicherweise auch nicht auf Alpengletscher stürzen, kennen- und vielleicht lieben zu lernen?
Oder eben auch nicht, wie die Frau vom Gasometernichtdate, die mich dadurch und durch andere Merkwürdigkeiten eher verschreckte.
Und so war es eigentlich immer in den letzten Jahren.
Ich habe eine Idee von etwas, setze mich und die Dinge in Bewegung, um sie umzusetzen und dann - klappt es doch nicht. Nach dem x-ten TryANDError ist dann auch bei der optimistischsten Natur der Akku alle.
Oder sie kann einfach warten.
Geschehen lassen.
Geduld haben.
Mein roter Faden für 2015.
Und eine gute Idee.
Die trägt.
Die mich beruhigt.
Die mich langsam hier heraus geleitet.
Die das, was jetzt nötig ist, finden lässt.
Die das Schritt für Schritt Gehen begleitet.
Und das Abschließen im Frieden ermöglicht.
Und ein ruhiges Ankommen.
Am neuen Ort.
Die Bilder von mir, meinem Kind und meiner zweiten Mama, der ich einen guten Start in mein russisches Leben mit 19 verdanke, vor allem aber das Erlernen der russischen Sprache, auf dem Bild noch einmal vereint nach zehn Jahren, und die ich seitdem nicht mehr gesehen habe, alle noch auf Fotopapier und analog geknipst, sind von September 2001 bis Juli 2002 entstanden.
pito,
Samstag, 21. Februar 2015, 02:41